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Ist „Work-Life-Balance“ 2025 noch das richtige Stichwort?

Dieser Artikel ist erschienen im PDL Management Magazin – Ausgabe 37 – April 2025. Das Magazin ist hier einsehbar.

Das ausgewogene Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit (die sogenannte „Work Life Balance“) – galt jahrelang als Zauberformel für zufriedene Mitarbeiter. Doch ist dieser Begriff 2025 überhaupt noch zeitgemäß oder schon reif fürs Museum? Der klassische Gedanke vom Balanceakt zwischen Arbeit und Leben wirkt jedenfalls überholt. Anstatt Arbeit und Privatleben wie zwei Rivalen auf der Waage auszutarieren, rückt eine neue Sichtweise in den Vordergrund: Arbeit als integraler Teil des Lebens – idealerweise sogar als bereichernder Teil. Und genau da kommt der Paradigmenwechsel ins Spiel, der gerade auch in der ambulanten Pflege spürbar wird.

Von der Abgrenzung zur Integration 

Die Bedeutung der Work Life Balance in der modernen Pflege

Die Idee der Work-Life-Balance stammt aus den 1980ern, als vor allem berufstätige Mütter einen Ausgleich suchten. Sie suggeriert eine strikte Trennung zwischen Job und Privatleben – hier Arbeit, dort das „eigentliche“ Leben. Heutzutage passt dieses Schwarz-Weiß-Bild nicht mehr in die Realität vieler Menschen. Flexiblere Arbeitsmodelle, Digitalisierung und veränderte Werte haben das Verständnis von Arbeit auch in der ambulanten Pflege gewandelt. Das Ziel ist nicht länger die Trennung, sondern vielmehr eine gute Integration von Arbeit in die eigene Lebenssituation.

„Nine-to-five und danach beginnt das Leben“ – das ist Vergangenheit?!

Jüngere Generationen insbesondere empfinden die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit fließender. Viele lehnen die Vorstellung ab, dass Arbeit und Leben „Gegner“ seien, die man ausbalancieren muss. Stattdessen wünschen sie sich, dass Berufliches und Privates harmonisch ineinandergreifen und sich im besten Fall sogar unterstützen. 

Selbstverständlich bedeutet „Integration“ nicht, 24/7 erreichbar zu sein (siehe den Artikel von Verena Daus in dieser Ausgabe) oder Arbeit und Erholung gar nicht mehr zu unterscheiden. Pausen und Freiräume bleiben wichtig. Aber es geht darum, starre Grenzen im Kopf aufzubrechen. Arbeit ist nicht per se der Feind der Lebensqualität, sie kann im besten Fall ein positiver Bestandteil davon sein. Es ist an der Zeit, Arbeit und Leben neu zu denken – als harmonisches Ganzes, das sich gegenseitig unterstützt. Deshalb könnte man „Life Work Integration“ auch als „Lebensqualität“ verstehen.  

Arbeit und Leben sollen zusammenpassen. So die Idee von Work Life Balance oder Integration

Lebensqualität, Sinn und Lebensgestaltung statt Abwägung

Was wären nun neue Konzepte, die den Zeitgeist besser treffen?Lebensqualität: Anstelle von Arbeit vs. Leben rückt das Gesamtkonstrukt in den Fokus. Wie tragen Job und Arbeitsumfeld zur allgemeinen Lebensqualität bei? In der ambulanten Pflege bedeutet das z.B., dass Arbeitsbedingungen so gestaltet werden, dass Pflegende gesund, zufrieden und motiviert bleiben – was letztlich auch den Kunden zugutekommt. Heute fragt man: Wie wirkt sich meine Arbeit auf mein Lebensgefühl aus? Moderne Mitarbeiter-Benefits zielen genau darauf ab (eine Vorlage dazu, gemeinsam erstellt mit Verena Daus, ist weiterhin hier kostenfrei herunterladbar). 

  • Arbeit mit Sinn: Gerade jüngere Mitarbeitende wollen einen sinnstiftenden Job. In der Pflege liegt die Sinnhaftigkeit auf der Hand – doch bürokratischer Druck und Zeitmangel können das ausblenden. 2025 steht Sinnerleben hoch im Kurs: Pflegekräfte möchten den Wert ihrer Arbeit spüren. Führungskräfte sind gefordert, diesen Sinn hervorzuheben und Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen Mitarbeiter den Zweck ihrer Tätigkeit nicht aus den Augen verlieren. Denn eine Arbeit, die als inhaltsleer empfunden wird, macht auf Dauer niemanden glücklich.
  • Lebensgestaltung: Weg von der bloßen Vereinbarkeit hin zur aktiven Gestaltung. Pflegekräfte – ob jung oder alt – möchten ihr Berufsleben aktiv in ihr persönliches Lebensmodell einpassen. Dazu zählen z.B. flexible Arbeitszeiten, die es erlauben, familiäre oder private Bedürfnisse zu berücksichtigen, ohne gleich in Konflikte zu geraten. Lebensgestaltung heißt: Ich passe nicht mein Leben an die Arbeit an, sondern finde eine Arbeitsform, die zu meinem Leben passt.
  • „Arbeits-Lebens-Ausrichtung“: Gemeint ist eine tiefere Form der Integration: Die Arbeit soll zu den eigenen Werten und Zielen im Leben passen. Für die Pflege heißt das z.B., dass jemand, dem Teamgeist und Menschlichkeit wichtig sind, einen Arbeitgeber sucht, der genau diese Kultur lebt. Oder dass Führungskräfte dafür sorgen, dass Unternehmenswerte und persönliches Werteempfinden der Mitarbeiter nicht kollidieren. Wenn ich gemeinsam mit Trägern neue (Werbe)-Kampagnen für das Recruiting erstelle, frage ich als erstes: Wofür steht ihr? Welche Werte sind euch wichtig? Wie werdet ihr in der Bevölkerung wahrgenommen? 
  • Arbeit als integrierter Bestandteil des Lebens: Gerade in helfenden Berufen verschwimmen die Grenzen oft: Wer mit Leidenschaft pflegt, wird auch außerhalb der Dienstzeit an seine Schützlinge denken. Und umgekehrt bringt man von Zuhause auch Motivation oder mal Kummer mit zur Arbeit. Anstatt diese Wechselwirkungen zu negieren, geht es 2025 darum, sie positiv zu nutzen. Wenn der Beruf ins Leben „eingebunden“ ist, darf ich z.B. im Dienst auch mal persönliche Momente haben (und sei es der kurze Anruf der Tochter zwischendurch), solange die Arbeit erledigt wird – und umgekehrt darf ich im Privatleben stolz von meiner Arbeit erzählen und Unterstützung aus Familie und Freundeskreis schöpfen.

All diese Begriffe drehen sich um einen Kern: Weg von der starren Trennung, hin zu mehr Ganzheitlichkeit und Sinn. Mitarbeiter möchten sich wohlfühlen und entwickeln, statt nur Dienst nach Vorschrift zu schieben und dann „leben“ zu dürfen. Und Arbeitgeber merken zunehmend: Wenn die Mitarbeiter zufrieden sind und ihren Job als sinnvollen Teil ihres Lebens begreifen, profitieren alle davon – weniger Fluktuation, weniger Krankmeldungen, mehr Engagement.

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